Kalkar-Bornsches Feld

In Kalkar-Altkalkar finden sich Nicki Nuss und seine Freunde an einer spannenden Stelle wieder, an der sich einmal eine der schnellen Eingreiftruppen der Römer befunden hat: die zu Pferde. Hier, wo sich einst das Hilfstruppenkastell Burginatium befand, erfährt das Trio so einiges über die römischen Reitertruppen und ihre Ausrüstung.

Schnelle Eingreiftruppe: Die Reitereinheiten

„Sag mal, Nina, wir stehen hier ja schon wieder mitten im Nirgendwo“, stellt Nicki Nuss fest. Das Eichhörnchen, seine Freundin Nina und ihr gemeinsamer Freund Klaus stehen auf dem Bornschen Feld in Kalkar-Altkalkar, am Straßenrand der Bundesstraße 57. „Das liegt daran, dass auch hier oberirdisch fast nichts erhalten ist“, erklärt Nina. „Fotos aus der Luft und Messungen von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen zeigen aber, wo die römischen Reste liegen – und zwar hier direkt unter unseren Füßen.“

„Und was war hier?“, fragt Klaus. „Hier in Kalkar-Altkalkar war ein Kastell für eine römische Reitereinheit“, antwortet Nina. „Diese Straße hier verläuft mitten durch das Lager.“ Nicki Nuss ist neugierig: „Was für eine Einheit war das?“ Nina weiß natürlich die Antwort: „Das war eine ala. Das Wort bedeutet ‚Flügel‘, weil die Alen in der Schlacht als linker und rechter Flügel einer Legion dienten.“

Der Grabstein des Gaius Julius Primus aus Burginatium. Er diente in der ala I Noricorum.
Der Grabstein des Gaius Julius Primus aus Burginatium. Er diente in der ala I Noricorum.

„Hat sich die Ausrüstung eines Reiters eigentlich von der eines Fußsoldaten unterschieden? Also mal abgesehen davon, dass er ein Pferd hatte“, fragt Klaus. „Römische Reiter trugen in der Kaiserzeit einen Helm, der den ganzen Kopf umhüllte“, berichtet Nina. „Die Ohren waren, anders als bei den Helmen der Fußsoldaten, vollständig von den Wangenklappen verdeckt. Das Gesicht war, zumindest bei der Parade, hinter einer versilberten Maske verborgen. Eine solche Maske hat das Gesicht aber auch sehr gut in der Schlacht geschützt.“

„Und wie sahen die Rüstungen aus?“, hakt Klaus nach. Nina erzählt weiter: „Sie trugen sogenannte lorica. Das waren Kettenhemden oder Schuppenpanzer. Schienenpanzer haben die Soldaten der Hilfstruppen nach den aktuellen Erkenntnissen nicht getragen.“„Und die Pferde?“ Diesmal fragt Nicki nach. „Die hatten, zumindest in der frühen Kaiserzeit, keinen Schutz“, erklärt Nina. Erst unter Kaiser Hadrian kam der cataphractus auf: eine schwere Panzerung von Reiter und Pferd. Gepanzerte Reiter gab es da ganz im Osten des Römischen Reiches schon seit fast 1 000 Jahren.“

„Sag mal, ist so ein kurzes Stoßschwert wie der gladius nicht furchtbar unpraktisch, wenn man vom Pferderücken herab kämpfen muss?“, fragt Nicki weiter. „Ja“, bestätigt Nina. „Deshalb haben römische Reiter auch ein langes Schwert benutzt, die spatha. Diese Waffe hatten sie sich von den Kelten abgeguckt.“

„Dann haben die Reitersoldaten sicher auch einen anderen Schild gehabt. So ein großes scutum war doch auf dem Pferd bestimmt viel zu unpraktisch“, gibt Nicki zu bedenken. „Stimmt“, pflichtet ihm Nina bei. „Die römischen Reiter haben kleinere, ovale oder sechseckige, vor allem aber flache Schilde benutzt. Die hatten die Soldaten längs an der Seite des Pferdes hängen– außer in der Schlacht natürlich.“

„Und welche Waffen hatten die römischen Reiter sonst noch?“, fragt Klaus weiter. Nina weiß es: „Zur Ausrüstung gehörte auch eine lange Lanze. Außerdem hatten manche Reiter noch einen Köcher mit langen Wurfpfeilen am Sattel hängen.“

„Einen Sattel haben römische Reiter also benutzt?“, hakt Nicki nach. „Ja, aber der war mal wieder eine keltische Erfindung, der sogenannte Hörnchensattel“, erklärt Nina. „Der heißt so, weil er vorne und hinten je zwei seitliche Hörnchen hatte. Vor allem an den vorderen Hörnchen konnte der Reiter seine Beine abstützen, wenn er nach hinten überzukippen drohte – was in der Schlacht schnell passieren konnte. Der Hörnchensattel hatte übrigens noch keine Steigbügel. Die kamen im Römischen Reich erst im 6. Jahrhundert auf.“ Klaus prustet los: „Nicki, wäre ein Hörnchensattel auch was für ein Eichhörnchen?“ Das Trio lacht vergnügt.

„Die Römer benutzten eine Art Pferdeschuh, die Hipposandale“, fährt Nina fort. „Die wurde über den Huf gebunden. Spätestens im Galopp dürften die Dinger aber im hohen Bogen durch die Gegend geflogen sein.“

„Und wie haben die römischen Reiter ihre Pferde gelenkt?“, fragt Nicki neugierig nach. „So wie Reiter heute auch“, antwortet Nina. „Mit dem Druck ihrer Beine, durch die Verlagerung ihres Gewichts und natürlich mit Zügeln und einer Trense im Pferdemaul.“

Aufschlussreiche Fundstücke

Einige Funde aus Burginatium sind im Städtischen Museum Kalkar ausgestellt. Infos zum Museum gibt es hier.