So entstehen Sprichworte

Vom so "Dahergesagten" zum Sprichwort.

Nicki Nuss macht mit Nina und Klaus, dem Frosch, Ferien in einem alten Bauernhaus. Da ist alles so wie früher: Zum Beispiel hängt der Suppenkessel an einer Kette unter der Decke. Zwischen Kette und Kessel befindet sich eine Halterung mit mehreren Abstufungen. „Die Abstufungen nennt man Zähne“, erklärt Nina. „Sollte das Essen schneller gar werden, musste man den Kessel einen Zahn tiefer hängen.“ „Ah“, denkt Nicki. „Daher stammt also das Sprichwort: Wenn etwas schneller gehen soll, muss man ‚einen Zahn zulegen’.“

Nicki Nuss, Nina und Klaus machen einen Ausflug in ein altes Dorf. Da ist alles wie im Mittelalter: „Iiihhgitt, wo bin ich denn da rein getreten?“, ärgert sich Nicki. Klaus und Nina blicken auf Nickis schmierige Pfoten. „Oh, pfui Spinne“, sagt Nina, „du bist in ein Fettnäpfchen getreten! Im Mittelalter fettete man Schuhe oder Bekleidung aus Leder ein, um sie vor Nässe zu schützen. An der Eingangstür stellte man darum einen Topf mit Fett auf. Wer besonders ungeschickt war, ist in den Topf hineingetreten“, erklärt Nina. „Und wer heute in ein Fettnäpfchen tritt, hat sich ungeschickt verhalten“, sagt Klaus.

Nicki Nuss schwärmt für Adlige. Ob Könige, Prinzen oder Barone – alles, was Nicki in den Zeitungen findet, sammelt er. Dabei ist ihm aufgefallen, dass oft vom „blaublütigen Adel“ oder „Blaublütern“ die Rede ist. Nicki weiß genau, dass sein Blut rot ist. Das hat er gesehen, als er sich beim Nüsse knacken verletzt hat. „Komisch“, denkt er, „ich frag mal Nina!“ Nina erzählt: „Die Redewendung stammt aus dem Mittelalter. In dieser Zeit galt es als vornehm, eine blasse Haut zu haben. Adelige schützten ihre Haut mit Stoffen und Schirmen. So kam es, dass die Adern bläulich durch die blasse Haut schimmerten.“

Nicki ist wieder in dem Dorf, in dem alles so ist wie im Mittelalter. Heute soll er bei der Ernte helfen. Bevor er den ersten Apfel geerntet hat, nimmt sein Chef, der Lehnsherr, ein Stück Holz. Er spaltet es, eine Hälfte bekommt Nicki, die andere behält er. Für jeden vollen Apfelkorb, den Nicki erntet, macht der Lehnsherr mit dem Messer eine Kerbe. Dabei hält er die beiden gespaltenen Holzstücke zusammen. So kann keiner schummeln. Je mehr Kerben Nicki hat, desto mehr Lohn bekommt er – und desto mehr hat er auf seinem Kerbholz! Übrigens: Das Kerbholz diente damals auch dazu, Schulden zu markieren. Daher kommt auch die heutige Bedeutung: Wer etwas „auf dem Kerbholz“ hat, hat etwas Unrechtes getan!

„Aua!“ Nicki hat sich mit den Pfoten in die Nasenscheidewand gepiekst. Diese Stelle ist sehr empfindlich. Das wussten auch schon die Bauern vor langer Zeit. Sie stachen dem Stier, der Kuh oder dem Bullen einen Ring durch die Nase und befestigten daran eine Kette. Jetzt konnten sie das Tier „an der Nase herumführen“. Es folgte ihnen brav. Denn sobald die Kette stramm gezogen wurde, durchfuhr das Tier ein stechender Schmerz. Heute bedeutet „jemanden an der Nase herumzuführen“, jemanden zu täuschen oder hereinzulegen.

Nicki Nuss, Nina und Klaus machen einen Ausflug in den Wald. Doch auf einmal wird es immer dunkler und düsterer. „Komisch“, sagt Nicki. „Wir sind doch immer dem Weg gefolgt.“ „Hm“, überlegt Nina, „das waren ja mehr so Schleifspuren von Holzstämmen!“ Und richtig: Vor ihnen liegen dicke, alte, modrige Holzstämme. „Ah, ich weiß!“, ruft Nina. „Früher hat man mit Pferden die gefällten Bäume abtransportiert – auf den so genannten Holzwegen! Zu irgendeinem Ziel führten sie nicht, sondern endeten mitten im Wald!“ „Ah!“, ruft Nicki. „Wenn man auf dem Holzweg ist, kommt man also nicht zum Ziel und nicht dahin, wo man hin möchte!“

„Warum hast du dem Ochsen denn ein Holzbrett vor den Kopf geschnallt? Er kann ja gar nichts sehen!“, empört sich Nicki. Er hat Ferien und ist einen Tag mit einem Bauern auf seinem Feld. „Dieser Ochse ist besonders störrisch und dumm. Er begreift nicht, dass er einfach geradeaus gehen und den Pflug ziehen soll“, erklärt der Bauer. „Mit dem Brett vor dem Kopf ist er nicht so abgelenkt“, so der Bauer weiter. „Hm“, überlegt Nicki, „wer sich beschränkt und begriffsstutzig wie ein Ochse anstellt, hat dann also ein Brett vor dem Kopf!“

„Hier habe ich die Nuss vergraben, ich weiß es genau“, ärgert sich Nicki. Nie kann er sich merken, wo er seine Vorräte vergraben hat. Und gerade jetzt hat er große Lust auf eine leckere Haselnuss. Schon 20 Löcher hat er gebuddelt. Aber aufgeben will er noch lange nicht. Denn er weiß: „Wenn Wasser für kurze Zeit auf einen Stein tropft, dann macht das dem Stein nichts. Aber wenn über einen ganz langen Zeitraum Wasser auf einen Stein tropft, dann bildet sich dort eine Vertiefung. Ich muss also nur beharrlich sein und es lange genug versuchen“, tröstet er sich. Er gräbt und gräbt und gräbt. Und endlich: Nicki entdeckt eine glänzend braune Haselnuss! „Wusste ich´s doch – steter Tropfen höhlt den Stein!“

Nicki Nuss geht es gar nicht gut. Ausgerechnet die Lieblingsnuss von seiner Freundin Nina hat er verloren. Nun fühlt er sich, als läge etwas Großes und Schweres auf seiner Brust. „Das ist bestimmt das schlechte Gewissen“, denkt er. Doch plötzlich hellt sich seine Miene auf. „Am Teich, da könnte ich sie verloren habe, als ich am Ufer wild herumgehüpft bin!“ Flink läuft er zurück – und tatsächlich: Da liegt die Nuss im Gras. Nicki ist sehr erleichtert. Er fühlt sich, als hätte ihm jemand ein schweres Gewicht von seiner Brust genommen. Nicki fällt sprichwörtlich „ein Stein vom Herzen“.