Im heutigen Bergkamener Stadtteil Oberaden entstand im Jahr 11 vor Christus eine riesige römische Militärstadt, die bedeutendste militärische Anlage im Germanien dieser Zeit. Von dort aus unternahmen die Römer mehrere militärische Vorstöße ins Innere Germaniens. Nur wenige Jahre später gaben sie ihren Stützpunkt wieder auf. 56 Hektar groß war das Lager, umgeben vom einem tiefen Schutzgraben und einer etwa drei Meter hohen Schutzmauer. Im Jahr 1905 wurden Teile des Römerlagers von Pfarrer Otto Prein bei Probegrabungen entdeckt. Im Stadtmuseum Bergkamen kann man viele Funde des römischen Militärlagers bestaunen. Auf dem „Burghügel“ der Stadt findet sich eine Rekonstruktion der Schutzmauer. Über einen archäologischen Lehrpfad lassen sich die Dimensionen der (provisorischen) Stadt erwandern.
Römisches Militärlager erleben
An einem sonnigen Morgen läuft Nicki Nuss mit seinen Freunden Nina und Klaus durch einen Wald am Stadtrand von Bergkamen. Der kleine Frosch Klaus springt vergnügt vor seinen Freunden hin und her, erreicht als erstes eine kleine Lichtung und übersieht ein rotes Schild, hüpft dagegen und plumpst auf den Boden. „Nicht so schlimm … Was ist das überhaupt für ein Schild?“, fragt er und steht schon wieder auf seinen grünen Beinchen. Die drei Freunde schauen sich das rote Schild genauer an. „Hier steht: Römerlager Oberaden. Und dass es eine Rallye durch Bergkamen-Oberaden gibt“, liest Nicki Nuss vor.
„Das ist nicht irgendeine Rallye, sondern ein richtiger Lehrpfad. Der führt entlang des ehemaligen Geländes des römischen Militärlagers, das es hier in Bergkamen im Stadtteil Oberaden einmal gab“, erzählt Nicki Nuss. Das kleine Eichhörnchen kennt sich mit Römern richtig gut aus. „Hier befand sich nicht irgendein Militärlager, sondern eine richtige Römerstadt, die war riesig“, Nina spannt ihre Arme so weit auf wie es nur geht.
„Hier gab es tausende Soldaten. Aber auch ganz normale Bürger lebten hier im Militärlager in großen Wohnhäusern und Kasernen. Das haben Archäologen herausgefunden, weil die Bewohner allerhand Dinge dagelassen haben, Haarnadeln von Römerinnen, Glöckchen und Spielsteine von Kindern, aber auch Münzen“, kommt Nina aus dem Erzählen gar nicht mehr heraus.
„Woher weißt du das denn alles?“, will Klaus wissen. „Ich war im Stadtmuseum Bergkamen. Da kann man sich all die römischen Funde ansehen, auch Helme, Werkzeuge und Holzfässer. In denen lagerten die Römer ihre Waren. Sie nutzten die großen Fässer auch, um alles Mögliche auf der Lippe zu transportierten“, erzählt Nina. „Dieses Lager muss wirklich eine richtige Stadt gewesen sein. Und alles war eingezäunt mit einer großen, sicheren drei Meter hohen Schutzmauer.“
An einem Nachbau dieser Mauer kommen die drei Freunde nun vorbei. Es ist eine sogenannte Holz-Erde-Mauer. Die besteht – nicht sehr überraschend – aus Holz und Erde und war besonders stabil. Voller Eifer steigen Nicki Nuss, Nina und Klaus eine Rampe bis ganz nach oben. „Hier hat man ja einen tollen Ausblick!“ Nicki Nuss hält eine Hand über ihre Augen und späht in die Ferne. „So war das ja auch gedacht. Denn die alten Römer haben diese Mauer gebaut, um ihre Feinde, vor allem die Germanen, immer im Blick zu haben. Wenn sich jemand näherte, konnten sie ihn gleich mit einer Steinschleuder davon abhalten, in das Militärlager zu gelangen“, berichtet Nina.
2,7 Kilometer lang war die Schutzmauer der Römer. Um sie noch sicherer zu machen, haben sie davor einen Graben ausgehoben, der bis zu fünf Meter breit und drei Meter tief war. Die Erde brauchten sie eh für den Bau der Mauer. Für das Holz mussten sie allerdings noch Bäume fällen. Sie nutzten dafür am liebsten Eichen, die man damals rund um Bergkamen häufig fand. „Für eine so lange Mauer mussten sie ja einen ganzen Wald abholzen“, ist Klaus beeindruckt und tut so, als würde er eine Axt schwingen. „Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Römer für ihre Holz-Erde-Mauer hier in Bergkamen ganze 16.000 Eichen brauchten“, erzählt Nina.
„An dieser Mauer haben die Römer sicher lange gearbeitet“, grübelt Nicki Nuss. „Nicht ganz. Denn man vermutet, dass hier ganze 15.000 Soldaten gewesen sind“, weiß Nina. „Jeder Soldat konnte nicht nur kämpfen, sondern packte auch beim Bau der Mauer an. Sie mussten auch Türme und Tore bauen. Innerhalb weniger Monate muss alles gestanden haben.“ „Das ging aber fix. Da hätten sich die Architekten des Berliner Flughafens noch etwas abgucken können“, witzelt Klaus. Die drei klettern wieder von der Holz-Erde-Mauer runter, laufen weiter entlang des Lehrpfads und freuen sich über jedes einzelne der 15 roten Schilder. Eineinhalb Stunden sind sie unterwegs – wobei sie zugegebenermaßen etwas getrödelt haben. So lange dauert es, um einmal um das gesamte Gelände des römischen Militärlagers herumzulaufen.
Entdecker-Info
Bevor Ihr zum Römerpark und ins Stadtmuseum Bergkamen fahrt, schnell noch das PDF mit spannenden Infos und tollen Entdecker-Aufgaben ausdrucken!
Wo?
Römerpark Bergkamen – Holz-Erde-Mauer
Am Römerberg 1
59192 Bergkamen-Oberaden
Web: www.roemerpark-bergkamen.de
Stadtmuseum Bergkamen
Jahnstraße 31
59192 Bergkamen
Tel.: 02306-3060210
Web: www.stadtmuseum-bergkamen.de
Wann?
Stadtmuseum Bergkamen
Momentan wegen Umbaumaßnahmen geschlossen. Währenddessen kommt das Museum ins Klassenzimmer sowie in den Kindergarten.
Römerpark Bergkamen
samstags und sonntags 14 bis 17 Uhr (bis 31. Oktober)
Was macht Nicki hier?
Nicki Nuss und die NRW-Stiftung haben dabei geholfen, den archäologischen Lehrpfad in Bergkamen-Oberaden zu errichten.