Krefeld-Gellep

In Krefeld-Gellep war zu Zeiten der Römer vielleicht viel los! Hier wurde heftig gekämpft. Denn die Bataver griffen die Römer genau hier an.

Aufstand in Germanien

„Du, Nina, was machen wir hier am Bootshafen?“, fragt Klaus aufgeregt. Er und seine beiden Freunde Nicki Nuss und Nina stehen in Krefeld-Gellep an der Gelleper Straße. „Auf der Tafel steht, dass wir hier am Dorf Gelduba stehen“, antwortet Nicki. „In diesem Dorf hat im Jahr 69/70 nach Christus eine heftige Schlacht stattgefunden. Das Dorf gibt es nicht mehr, später haben die Römer hier dann ein Lager errichtet.“

„Äh, langsam bitte“, wirft Klaus ein. „Nina, erzählst du bitte alles der Reihe nach?“ Nina beginnt: „Als sich die Bataver, ein germanischer Stamm, der eigentlich mit Rom verbündet war, unter ihrem Anführer Julius Civilis im Jahr 69 nach Christus gegen das Römische Reich erhoben, schickten die Römer im Herbst ein größeres Heer den Rhein entlang nach Norden. Die Truppen sollten dem Lager Vetera in Xanten zu Hilfe kommen. Das belagerten nämlich gerade die Bataver. Genau hier in der Nähe des Dorfes Gelduba, kurz vor der Grenze des Gebietes der Aufständischen, machten die Römer halt.“

„Aber hier waren doch dann gar keine Aufständischen“, wirft Nicki ein. „Noch nicht“, antwortet Nina. „Deren Anführer Civilis schickte den Römern aber eine Streitmacht entgegen. Der römische Geschichtsschreiber Tacitus berichtete, dass die Römer durch den Angriff völlig überrascht wurden. Er schrieb, dass die Bataver durch die ungeordneten Reihen der römischen Hilfstruppen brachen. Als dann aber römische Nachzügler im Rücken der Aufständischen auftauchten, wendete sich das Schlachtenglück.“

„Die Römer haben die Schlacht also gewonnen?“, unterbricht Nicki Nuss. „Ja“, bestätigt Nina, „aber nur knapp. Die Römer konnten die Fußtruppen der Aufständischen größtenteils umzingeln und besiegen. Nur den batavischen Reitern gelang die Flucht.“

Eines von sehr vielen Pferdeskeletten, die Archäologinnen und Archäologen in Krefeld-Gellep ausgegraben haben. Sie dokumentieren den Reiterangriff der Bataver auf die Tore der römischen Befestigungen.
Eines von sehr vielen Pferdeskeletten, die Archäologinnen und Archäologen in Krefeld-Gellep ausgegraben haben. Sie dokumentieren den Reiterangriff der Bataver auf die Tore der römischen Befestigungen.
Dieser Helm eines Aufständischen wurde im Bereich der Tore gefunden, was darauf hinweist, dass es der Helm eines Reiters gewesen sein könnte. Vom ursprünglichen römischen Helm wurden der Nackenschutz und die Wangenklappen entfernt. Die Aussparungen für die Ohren wurden mit Blechen verschlossen.
Dieser Helm eines Aufständischen wurde im Bereich der Tore gefunden, was darauf hinweist, dass es der Helm eines Reiters gewesen sein könnte. Vom ursprünglichen römischen Helm wurden der Nackenschutz und die Wangenklappen entfernt. Die Aussparungen für die Ohren wurden mit Blechen verschlossen.

„Wann haben die Römer denn das Lager gebaut?“, fragt Klaus nach. „Das entstand ab dem Jahr 71 nach Christus“, antwortet Nina. „Zunächst war das auch hier ein Holz-Erde-Lager. Das Lager wurde aber dann mehrfach umgebaut. Seine Strukturen sind im Boden noch gut erhalten.“

„Über der Erde sieht man aber gar nichts mehr“, meint Nicki. „Ja, das ist leider so“, bestätigt Nina. „Was waren denn das für Soldaten, die hier stationiert waren?“, fragt Klaus nach. „Das war die ala quingenaria“, erklärt Nina. „Die erste Einheit war die ala sulpicia aus Spanien. Die war aber nicht allzu lange hier.“ „Was kam denn dann für eine Einheit?“, fragt Klaus nach. „Das war wohl Ende der 80er-Jahre die cohors II Varcianorum equitata civium Romanorum.“

„Wow, was für ein langer Name“, wundert sich Nicki. „Oh, das heißt nur, dass es sich um eine teilberittene, 480 Mann starke Kohorte handelte, deren Soldaten, Kelten vom Stamm der Varcianer, das römische Bürgerrecht besaßen“, glänzt Nina mit ihrem Wissen.

„Varcianer, wo waren denn die zu Hause?“, fragt Nicki nach. „In Pannonien, im heutigen Ungarn“, weiß Nina. „Diese Kohorte war es auch, die das Lager zu Beginn des 2. Jahrhunderts in Stein ausbaute – aber nur die Lagermauern, die Zentralbauten und eines der Lagerhäuser. Trotzdem war das Kastell, wie alle anderen Lager der Römer dieser Zeit auch, immer noch keine auf Verteidigung ausgelegte Festung. Die Truppe sollte im Kriegsfall ja ausrücken und den Feind im Feld bekämpfen.“

„Hat das Kastell die Frankeneinfälle im 3. Jahrhundert heil überstanden?“, fragt Nicki nach. „Nein, hat es nicht“, antwortet Nina. „Das Lager und das Dorf sind in den Jahren 274 und 275 völlig verwüstet worden. Erst nach einigen Jahren haben die Römer das Lager wieder aufgebaut. Erst einmal provisorisch. Unter Kaiser Diocletian haben die Römer dann ein völlig neues, deutlich kleineres Lager gebaut. Getrennt durch eine Mauer, lagerten darin sowohl Fuß- als auch Reitertruppen.

Komischerweise hatte das Lager nur ein einziges Tor an einer der Ecken des Lagers. 100 Jahre später wurde auch dieses Lager zerstört.“ „Hat es hier zum Schluss auch so eine Festung gegeben wie in Deutz oder Haus Bürgel?“, fragt Nicki. „Ja, die ist aber erst im Jahr 370 entstanden. Rund zehn Jahre später erhielt diese Festung noch halbrunde Türme. In den nächsten 100 Jahren wurde die Festung immer weiter verstärkt“, erzählt Nina. „Und was ist danach mit der Festung passiert?“, fragt Klaus. „Das wissen wir nicht genau“, bedauert Nina. „Was wir wissen, ist, dass das Gelände auch nach dem Abzug der letzten römischen Soldaten weiter bewohnt wurde.“

Die Animation des Lagers Gelduba mit Lagerdorf im 2. Jahrhundert nach Christus im Archäologischen Museum Burg Linn
Die Animation des Lagers Gelduba mit Lagerdorf im 2. Jahrhundert nach Christus im Archäologischen Museum Burg Linn

Archäologisches Museum Burg Linn

Wer mehr über die Römer in Gelduba erfahren möchte, sollte unbedingt das Archäologische Museum Burg Linn besuchen. Alles Wichtige zum Besuch dort steht auf der Website des Museums unter www.museumburglinn.de.