Mohnheim–Haus Bürgel

Heute erkundet Nicki Nuss mit seinen Freunden das Haus Bürgel. Dort stand früher ein kleines römisches Kastell. Man kann heute noch sehen, wie die Soldaten (und wahrscheinlich ihre Familien) dort gewohnt, Gemüse angebaut und Brot gebacken haben.

Soldaten oder Bauern?

„Sag mal, Nina, das ist doch hier ein großer Bauernhof und kein Römerlager“, stellt Nicki erstaunt fest. Die Freunde stehen vor Haus Bürgel in Monheim am Rhein. „Du hast schon recht“, bestätigt Nina. „Heute ist das hier ein großer Bauernhof, auf dem Kaltblutpferde gezüchtet werden.

Im Mittelalter war das ein befestigter Gutshof. Im Kern stecken hier immer noch die Mauern eines römischen Kastells drin. Die Mauern waren so dick und fest, dass sie immer weiter benutzt wurden. Die heutigen Ausmaße von Haus Bürgel entsprechen noch etwa denen des Kastells. Bis zu einer Höhe von vier Metern ist der antike Mauerkern an zahlreichen Stellen erhalten. Doch der größte Teil der römischen Anlage liegt als Fundamentrest unter der Erde verborgen“, erzählt Nina. „Wie groß war denn das Kastell ungefähr?“, quakt Klaus dazwischen.

„Haus Bürgel war viel kleiner als andere Kastelle. Es maß nur ungefähr 64 mal
64 Meter“, berichtet Nina. „Es ist im 4. Jahrhundert entstanden. Eine unruhige und gefährliche Zeit damals. Die Germanen bedrohten das Römische Reich. Der römische Kaiser Constantinus ließ deshalb während seiner Regierungszeit von 306 bis 337 nach Christus längs des Rheins eine Reihe von steinernen Kastellen errichten. Forscherinnen und Forscher gehen davon aus, dass das Kastell Haus Bürgel dazugehörte“, weiß Nina zu berichten.

„Wenn das Kastell so klein war, dann waren hier ja nur ganz wenige Soldaten stationiert?“, fragt Nicki Nuss. „Stimmt, hier waren nur ungefähr 150 Soldaten untergebracht“, bestätigt Nina. „Also zwei Zenturien“, wirft Klaus stolz ein. „Genau. Und anders als in größeren Lagern, eins davon war zum Beispiel im Kölner Stadtteil Deutz, dürften hier in Monheim keine Legionäre gelebt haben, sondern Föderaten“, fährt Nina fort.

Einer der Besucherführer im Römermuseum Haus Bürgel in der Kleidung und Bewaffnung eines elbgermanischen Föderaten des 4. Jahrhunderts.

„Was sind denn Föderaten?“, will Nicki wissen. Nina kann antworten: „Wörtlich heißt das ‚Vertragspartner‘. Das waren Krieger, die keine Römer, sondern häufig Germanen waren und trotzdem für die Römer kämpften.“

„Was hatten die Föderaten denn von ihrem Vertrag mit Rom?“, will Nicki Nuss wissen. Nina weiß natürlich wieder die Antwort: „Als Gegenleistung bekamen sie Versorgungsgüter – also Essen, Kleidung, Waffen und oft auch Land im Römischen Reich – zugewiesen, auf dem sie wohnen und Gemüse und Getreide anbauen konnten.“

„Waren die Soldaten etwa gleichzeitig auch Bauern?“, will Nicki Nuss wissen. „Ja, sie haben sich selbst versorgt“, kann Nina bestätigen.

„Ihr Brot haben die Soldaten auch selbst gebacken“, wirft Klaus ein. „Woher weißt du das?“, fragt Nicki erstaunt. „Da drüben steht ein römischer Backofen!“, ruft Klaus und hüpft in den Innenhof. „Und schaut mal, hier auf dem Ziegel im Ofen sind die Pfotenabdrücke einer Katze!“ „Und nebenan sind die Abdrücke eines Soldatenschuhs, mit ganz vielen Nägeln drunter“, ergänzt Nicki. „Stimmt alles“, meint Nina. „So kann man sich einen römischen Backofen wie diesen Nachbau vorstellen. Diesen haben Archäologinnen und Archäologen hier aber nicht ausgegraben.“

Das Modell des spätantiken Kastells Haus Bürgel im Eingangsbereich des Museums

Haus Bürgel

Bis zum Jahr 1374 lag das Haus Bürgel auf der linken Rheinseite. Bei einem Hochwasser hat der Fluss eine seiner vielen Schleifen abgeschnitten. Auf der Karte kann man den alten Rheinverlauf sogar noch gut erkennen. Wo es so schön grün ist, floss der Rhein früher entlang. Heute nennt man diesen grünen Teil Urdenbacher Kämpe und Urdenbacher Altrhein.

Informationen zum Haus Bürgel, zu den Öffnungszeiten und den Entdeckungsmöglichkeiten findest du auf www.haus-buergel.de.

Soldaten oder Bauern? Beides!

Die römischen Soldaten der Spätantike mussten sich auch als Landwirte betätigen. Die Truppen verfügten über eigenes Nutzland. Hier konnten Soldaten Getreide und Gemüse anbauen und Tiere halten. Außerhalb des Lagers konnten Archäologen und Archäologinnen eine Getreidedarre ausgraben. In einer Darre kann Getreide haltbar gemacht werden. Der Standort des Gebäudes wird am archäologischen Außenpfad mit einer Schautafel markiert.

Nahrungsmittel wie Salz, Olivenöl und Wein mussten für das Lager von weit her importiert werden. Ein Garten am archäologischen Außenpfad von Haus Bürgel zeigt die Nutzpflanzen, die in römischer und germanischer Zeit, im Mittelalter und in der Neuzeit verwendet wurden und werden.

Der Nutzgarten auf der Südseite des archäoloigschen Außenpfades