Auf den Spuren der spätrömischen Armee
„Sagt mal, seht ihr hier irgendwas von den Römern?“, fragt Nicki Nuss seine Freunde Nina und Klaus. „Nö“, antworten die beiden wie aus einem Munde. Die drei stehen in Alpen, im Ortsteil Drüpt, vor einem Acker. „Aber hier sollen doch die Reste von gleich vier römischen Lagern sein“, meint Nicki. „Sind sie ja auch“, erklärt Nina geheimnisvoll. „Aber unter der Erde. Die wurden nämlich nicht ausgegraben, sondern durch Luftbilder und spezielle Untersuchungen entdeckt. Auf der Karte könnt ihr sehen, was die Archäologen und Archäologinnen erforscht haben.“
„Sind es die Objekte, die mit A bis D eingetragen sind?“, fragt Klaus. „Ja genau, ganz im Süden liegen die Reste eines Auxiliar-Kastells. Der Größe nach könnte hier eine sogenannte cohors milliaria equitata gelegen haben. Die principia, das praetorium und einen langen, schmalen Speicherbau, ein horreum, konnten die Archäologinnen und Archäologen eindeutig identifizieren. Auch das Gebäude direkt nördlich des Lagers gehört dazu“, erläutert Nina. „Ja, das kann man auf der Karte alles gut erkennen“, bestätigt Nicki kopfnickend.
„Kommen nur mir die Lager B und C so groß vor?“, fragt Klaus. „Ja, für Marschlager sind die beiden wirklich groß“, stimmt Nina zu. „Wieso Marschlager?“, will Klaus es ganz genau wissen. „Es sind innerhalb von Wall und Graben keine festen Gebäude gefunden worden. In den Lagern haben nur Zelte gestanden“, erklärt Nina.
„Aus welcher Zeit stammen die Lager?“, fragt Klaus nach. „Das weiß kein Mensch so genau, weil dort bei Ausgrabungen keine Funde zutage kamen“, entgegnet Nina. „Zumindest die Lager B und C können aber nicht gleichzeitig gestanden haben“, resümiert Nina. „Klar, die Grundrisse überlagern sich ja“, erkennt Nicki. „Das einzige Lager, das man zeitlich etwas besser einordnen kann, ist das Lager D“, erzählt Nina weiter. „Das stammt aus der Spätantike, also aus dem 4. oder 5. Jahrhundert.“
„Wie sah die römische Armee in der Spätantike eigentlich aus?“, will Nicki wissen. „Die neue Armeestruktur begründete sich auf den vexillationes“, erzählt Nina. „Das waren im 2. und 3. Jahrhundert aus den Legionen abkommandierte und zu zeitlich begrenzten Einsätzen neu zusammengestellte Truppenteile. Daraus entstanden sowohl die limitanei als auch die comitatenses.“
„Von den limitanei und den comitatenses haben wir schon mal was gelesen“, erinnert sich Nicki Nuss. „Die limitanei, das waren die auf etwa 1 000 Mann verkleinerten Legionen. Ungefähr 60 gab es davon verteilt im Römischen Reich.“
„Ja, genau, das hast du dir gut gemerkt“, bestätigt Nina und fährt fort: „Die neue Verteidigungsstrategie sah vor, dass die limitanei am Limes für Ruhe und Ordnung sorgen und kleinere Überfälle abwehren sollten. Bei einem größeren Einbruch sollten sie zusammen mit den comitatenses den Feind vernichten oder vertreiben. Ursprünglich hatte Kaiser Constantinus die comitatenses aus einer Mischung aus vexillationes der Legionstruppen und den Reiterkohorten der Auxiliare gebildet. Jetzt aber hatten die Reiter einen höheren Status als die Fußsoldaten. Insgesamt waren die comitatenses höher angesehen als die limitanei.“