„Wie lange waren die Römer eigentlich hier?“, will Nicki wissen. Nina muss überlegen: „Also, die ala Noricorum wurde am Ende des 2. Jahrhunderts nach Gallien abgezogen, nach Lugdunum, dem heutigen Lyon. Hier im Lager blieb nur eine Art Notdienst. Nur die Kopfbauten der Ställe waren ab dann noch bewohnt. Der Rest waren Ruinen.“
„War das dann das Ende des Lagers?“, fragt Nicki weiter. „Nein“, fährt Nina fort. Um das Jahr 260 herum, also zu Beginn des Gallischen Sonderreiches, waren wieder vermehrt Menschen im Lager. Das waren aber vor allem ganz normale Personen und keine Soldaten. Wahrscheinlich sind die Bewohner des Lagerdorfes, das die ganze Zeit fortbestanden hatte, in die schützenden Mauern des Kastells gezogen. Das war ja auch die Zeit ganz schlimmer Überfälle der Franken.“
„Sind denn auch irgendwann einmal wieder Soldaten in das Lager eingezogen?“, fragt Klaus. „Ja, tatsächlich haben die Römer zu Beginn des 4. Jahrhunderts sogar eine regelrechte Festung gebaut. Die war aber viel kleiner als das Kastell für die Reiter-Truppe, ungefähr nur noch ein Viertel so groß“, berichtet Nina.
„Sah die Festung so aus wie die in Deutz oder von Haus Bürgel?“, fragt Klaus weiter. „Ja, so ungefähr“, bestätigt Nina. „Diese kleinen Festungen mit ihren wenigen Männern Besatzung sollten ja tatsächlich auch längeren Belagerungen durch die Germanen standhalten können.“
„Übrigens haben die Römer die alten Lagermauern weiter gepflegt und sogar verstärkt“, fährt Nina fort. „Nur standen innerhalb der Mauern keine Soldatenunterkünfte mehr.“
„Und wozu dann der Aufwand?“, will Nicki wissen. Nina weiß natürlich eine Antwort: „Wahrscheinlich haben die Römer die freie Fläche genutzt, um durchziehende Truppen campieren lassen zu können.“
„Waren hier eigentlich, wie in Haus Bürgel, auch Föderaten, also Bündnispartner, stationiert?“, fragt Klaus zum Abschluss. „Sehr wahrscheinlich“, bestätigt Nina. „Bis zum Beginn des 5. Jahrhunderts waren hier Soldaten stationiert – und zu der Zeit können das eigentlich nur noch Föderaten gewesen sein.“