Moers-Asberg

Heute ist das abenteuerlustige Trio um Nicki Nuss in Moers-Asberg unterwegs. Mitten in einem Wohngebiet erfahren die Freunde unter anderem, wie es sich auch abseits des Kastells Asciburgium leben ließ.

Wie die Römer am Rhein Fuß fassten: Das Kastell Asciburgium

„Du, Nina, stammt der Name ‚Asberg‘ vom römischen Namen Asciburgium?“, fragt Klaus. Er steht mit seinen Freunden Nina und Nicki Nuss auf dem Burgfeld in Moers-Asberg, mitten in einem Wohngebiet an der Winkelhauser Straße. „Ja, genau“, bestätigt Nina. „Hier haben Archäologen und Archäologinnen einen der ältesten römischen Militärstandorte am Rhein ausgegraben, darunter auch das Kastell Asciburgium.“

Nicki Nuss spitzt die Ohren. „Oh, wann sind die Römer denn hier angekommen?“, fragt das Eichhörnchen nach. „Schon zur Zeit des Kaisers Augustus, wohl im Jahr 16 oder 15 vor Christus“, antwortet Nina. „Gab es hier eigentlich auch eine zivile Siedlung vor dem Lager?“, fragt Nicki weiter. „Ja, die gab es! Genau gesagt gab es sogar zwei Siedlungen: eine, die zum Militärstandort gehörte, und eine, die noch lange nach der Aufgabe des Lagers weiter bestand“, erläutert Nina.
„Vicus bzw. canabae legionis nannten die Römer diese Siedlungen im Schatten der Kastelle und Legionslager“, erzählt Nina weiter.

„Dort ließen sich die Angehörigen der Soldaten, aber auch Händler, Handwerker, Kneipenwirte und andere Dienstleister nieder. Auch eine Töpferei mit zwei Brennöfen haben Archäologen und Archäologinnen ausgraben können“, weiß Nina zu berichten.

„Spannend! Wie sah so eine Siedlung eigentlich aus?“, will Klaus wissen. „Na ja, irgendwie sahen sich diese Dörfer alle ziemlich ähnlich“, erklärt Nina. „Entlang der Straßen, die aus den Kastellen herausführten, standen mit dem Giebel zur Straße meist eingeschossige Streifenhäuser, eines neben dem anderen. Vorne, zur Straße hin, waren Werkstätten und Ladenlokale. Im hinteren, kleineren Teil der Häuser wohnten die Leute. Hinter den Häusern waren die Gärten und
die Ställe für das Vieh.“

„Ist das Dorf zusammen mit dem Lager entstanden?“, fragt Klaus weiter. „Nein, das Lagerdorf ist in den ersten Jahren des 1. Jahrhunderts entstanden, zusammen mit dem zweiten Lager. Damals war die Siedlung auch noch von einem Erdwall umgeben. Als die Römer sich dann sicherer fühlten, haben die Leute den Wall abgetragen. Kurz vor dem Aufstand der Bataver haben hier immerhin 1 500 Leute gewohnt“, berichtet Nina.

„Ist das Dorf während des Bataver-Aufstandes auch zerstört worden?“, fragt nun Nicki nach. „Ja, genauso
wie das Kastell“, bestätigt Nina. „Aber die Leute sind zurückgekehrt. Und als die Soldaten Asciburgium verlassen hatten und das Lager nicht mehr als Bezugspunkt dienen konnte, entstand entlang der Limesstraße eine rein zivile Siedlung. 400 Meter weit zog sich das Dorf die Straße entlang. Sogar einige Veteranen aus Xanten sind nach dem Ende ihres Militärdienstes mit ihren Familien hierhergezogen. Ende des 2. Jahrhunderts aber wurde Asciburgium bei einem Germaneneinfall zerstört“, bedauert Nina.

Fünf Lager in Moers-Asberg

Insgesamt fünf Lager konnten Archäologinnen und Archäologen in Moers-Asberg nachweisen, die hier nacheinander gebaut worden waren. Die ersten beiden Lager hatten keine feste Besatzung. Die Soldaten lebten wohl in Zelten. Erst das dritte, im Jahr 16 oder 17 nach Christus errichtete Lager hatte eine Innenbebauung. Es diente einer Infanterie-Kohorte als Standort. Um 45 nach Christus wurde diese Einheit durch eine Reitereinheit ersetzt. Da diese Einheit Ställe für die Pferde brauchte, benötigte sie ein neues Lager. Dieses Kastell wurde während des Bataver-Aufstandes zerstört.

Kaiser Vespasian entsandte nach der Niederschlagung des Aufstandes die ala Moesica felix torquata nach Asciburgium. Unter Kaiser Domitian wurde das Lager um die Jahre 83/85 aufgegeben. Wahrscheinlich, weil es nicht mehr vom Fluss aus versorgt werden konnte.

Krefeld-Gellep

In Krefeld-Gellep war zu Zeiten der Römer vielleicht viel los! Hier wurde heftig gekämpft. Denn die Bataver griffen die Römer genau hier an.

Aufstand in Germanien

„Du, Nina, was machen wir hier am Bootshafen?“, fragt Klaus aufgeregt. Er und seine beiden Freunde Nicki Nuss und Nina stehen in Krefeld-Gellep an der Gelleper Straße. „Auf der Tafel steht, dass wir hier am Dorf Gelduba stehen“, antwortet Nicki. „In diesem Dorf hat im Jahr 69/70 nach Christus eine heftige Schlacht stattgefunden. Das Dorf gibt es nicht mehr, später haben die Römer hier dann ein Lager errichtet.“

„Äh, langsam bitte“, wirft Klaus ein. „Nina, erzählst du bitte alles der Reihe nach?“ Nina beginnt: „Als sich die Bataver, ein germanischer Stamm, der eigentlich mit Rom verbündet war, unter ihrem Anführer Julius Civilis im Jahr 69 nach Christus gegen das Römische Reich erhoben, schickten die Römer im Herbst ein größeres Heer den Rhein entlang nach Norden. Die Truppen sollten dem Lager Vetera in Xanten zu Hilfe kommen. Das belagerten nämlich gerade die Bataver. Genau hier in der Nähe des Dorfes Gelduba, kurz vor der Grenze des Gebietes der Aufständischen, machten die Römer halt.“

„Aber hier waren doch dann gar keine Aufständischen“, wirft Nicki ein. „Noch nicht“, antwortet Nina. „Deren Anführer Civilis schickte den Römern aber eine Streitmacht entgegen. Der römische Geschichtsschreiber Tacitus berichtete, dass die Römer durch den Angriff völlig überrascht wurden. Er schrieb, dass die Bataver durch die ungeordneten Reihen der römischen Hilfstruppen brachen. Als dann aber römische Nachzügler im Rücken der Aufständischen auftauchten, wendete sich das Schlachtenglück.“

„Die Römer haben die Schlacht also gewonnen?“, unterbricht Nicki Nuss. „Ja“, bestätigt Nina, „aber nur knapp. Die Römer konnten die Fußtruppen der Aufständischen größtenteils umzingeln und besiegen. Nur den batavischen Reitern gelang die Flucht.“

Eines von sehr vielen Pferdeskeletten, die Archäologinnen und Archäologen in Krefeld-Gellep ausgegraben haben. Sie dokumentieren den Reiterangriff der Bataver auf die Tore der römischen Befestigungen.
Eines von sehr vielen Pferdeskeletten, die Archäologinnen und Archäologen in Krefeld-Gellep ausgegraben haben. Sie dokumentieren den Reiterangriff der Bataver auf die Tore der römischen Befestigungen.
Dieser Helm eines Aufständischen wurde im Bereich der Tore gefunden, was darauf hinweist, dass es der Helm eines Reiters gewesen sein könnte. Vom ursprünglichen römischen Helm wurden der Nackenschutz und die Wangenklappen entfernt. Die Aussparungen für die Ohren wurden mit Blechen verschlossen.
Dieser Helm eines Aufständischen wurde im Bereich der Tore gefunden, was darauf hinweist, dass es der Helm eines Reiters gewesen sein könnte. Vom ursprünglichen römischen Helm wurden der Nackenschutz und die Wangenklappen entfernt. Die Aussparungen für die Ohren wurden mit Blechen verschlossen.

„Wann haben die Römer denn das Lager gebaut?“, fragt Klaus nach. „Das entstand ab dem Jahr 71 nach Christus“, antwortet Nina. „Zunächst war das auch hier ein Holz-Erde-Lager. Das Lager wurde aber dann mehrfach umgebaut. Seine Strukturen sind im Boden noch gut erhalten.“

„Über der Erde sieht man aber gar nichts mehr“, meint Nicki. „Ja, das ist leider so“, bestätigt Nina. „Was waren denn das für Soldaten, die hier stationiert waren?“, fragt Klaus nach. „Das war die ala quingenaria“, erklärt Nina. „Die erste Einheit war die ala sulpicia aus Spanien. Die war aber nicht allzu lange hier.“ „Was kam denn dann für eine Einheit?“, fragt Klaus nach. „Das war wohl Ende der 80er-Jahre die cohors II Varcianorum equitata civium Romanorum.“

„Wow, was für ein langer Name“, wundert sich Nicki. „Oh, das heißt nur, dass es sich um eine teilberittene, 480 Mann starke Kohorte handelte, deren Soldaten, Kelten vom Stamm der Varcianer, das römische Bürgerrecht besaßen“, glänzt Nina mit ihrem Wissen.

„Varcianer, wo waren denn die zu Hause?“, fragt Nicki nach. „In Pannonien, im heutigen Ungarn“, weiß Nina. „Diese Kohorte war es auch, die das Lager zu Beginn des 2. Jahrhunderts in Stein ausbaute – aber nur die Lagermauern, die Zentralbauten und eines der Lagerhäuser. Trotzdem war das Kastell, wie alle anderen Lager der Römer dieser Zeit auch, immer noch keine auf Verteidigung ausgelegte Festung. Die Truppe sollte im Kriegsfall ja ausrücken und den Feind im Feld bekämpfen.“

„Hat das Kastell die Frankeneinfälle im 3. Jahrhundert heil überstanden?“, fragt Nicki nach. „Nein, hat es nicht“, antwortet Nina. „Das Lager und das Dorf sind in den Jahren 274 und 275 völlig verwüstet worden. Erst nach einigen Jahren haben die Römer das Lager wieder aufgebaut. Erst einmal provisorisch. Unter Kaiser Diocletian haben die Römer dann ein völlig neues, deutlich kleineres Lager gebaut. Getrennt durch eine Mauer, lagerten darin sowohl Fuß- als auch Reitertruppen.

Komischerweise hatte das Lager nur ein einziges Tor an einer der Ecken des Lagers. 100 Jahre später wurde auch dieses Lager zerstört.“ „Hat es hier zum Schluss auch so eine Festung gegeben wie in Deutz oder Haus Bürgel?“, fragt Nicki. „Ja, die ist aber erst im Jahr 370 entstanden. Rund zehn Jahre später erhielt diese Festung noch halbrunde Türme. In den nächsten 100 Jahren wurde die Festung immer weiter verstärkt“, erzählt Nina. „Und was ist danach mit der Festung passiert?“, fragt Klaus. „Das wissen wir nicht genau“, bedauert Nina. „Was wir wissen, ist, dass das Gelände auch nach dem Abzug der letzten römischen Soldaten weiter bewohnt wurde.“

Die Animation des Lagers Gelduba mit Lagerdorf im 2. Jahrhundert nach Christus im Archäologischen Museum Burg Linn
Die Animation des Lagers Gelduba mit Lagerdorf im 2. Jahrhundert nach Christus im Archäologischen Museum Burg Linn

Archäologisches Museum Burg Linn

Wer mehr über die Römer in Gelduba erfahren möchte, sollte unbedingt das Archäologische Museum Burg Linn besuchen. Alles Wichtige zum Besuch dort steht auf der Website des Museums unter www.museumburglinn.de.

Neuss-Koenenlager

In Neuss erfahren die drei Freunde, warum römische Soldaten Stiefel mit vielen Schlitzen trugen, und andere interessante Fakten über die Ausrüstung der Soldaten.

Undichte Stiefel und andere römische Kleidungsstücke

„Du, Nina, wir sind ja schon wieder mitten in der Stadt“, wundert sich Nicki. „Stehen wir etwa schon wieder an einem Legionslager?“ „Genau so ist es“, bestätigt Nina. „Wir stehen hier auf der via principalis, der Hauptstraße des Legionslagers in Neuss, dem römischen Novaesium.“

„Dort drüben auf der anderen Straßenseite gibt es ja ganz schön viele römische Denkmäler!“, ruft Klaus. „Das sind Kopien von Funden, die die Archäologen und Archäologinnen hier in Neuss gemacht haben“, erklärt Nina. „Die Originale davon und ganz viele andere Funde aus dem römischen Novaesium sind im Clemens Sels Museum hier in Neuss ausgestellt.“

„Was haben die römischen Soldaten eigentlich für eine Ausrüstung gehabt?“, fragt Klaus und zupft Nina am Kleid. „Oh, das weiß ich!“, ruft Nicki Nuss aufgeregt dazwischen und holt tief Luft. „Fangen wir mal mit der Kleidung an: Römische Soldaten trugen im 1. und 2. Jahrhundert nach Christus eine Tunika. Das ist eine Art Hemd aus Wolle. Ob die Tunika farbig war, wissen wir nicht. Die Tunika reichte fast bis zu den Knöcheln. Um den Saum bis zu den Knien hochziehen zu können, wurde die Tunika unter einer Bauchbinde gerafft. An den Füßen trugen die Soldaten die caligae“, erklärt Nicki.

„Die kenne ich!“, ruft Klaus dazwischen. „Römische Sandalen!“ „Das stimmt nicht ganz“, berichtigt Nicki. „Die caligae waren keine Sandalen, sondern Stiefel. In die hatten die Schuhmacher aber ganz viele Schlitze geschnitten. Die sollten die Füße schnell wieder trocknen lassen, wenn die Soldaten mal durch einen Bach laufen mussten.“

Jetzt kann sich Nina ein Lachen nicht verkneifen: „Solche Stiefel wären was für dich, Klaus, wenn du dich mal wieder in einem Bach austoben möchtest.“

Rekonstruierte Farbfassung des Grabsteins eines Feldzeichenträgers. Übersetzt steht da Folgendes geschrieben: Hier ruht Tiberius Julius Pancuius, Soldat der Lusitanerkohorte. Er wurde 55 Jahre alt und hat 28 Jahre gedient.
Ein Legionär in vollständiger Rüstung

Nicki bleibt ernst und fährt fort: „Über der Tunika trugen die römischen Soldaten eine Art gepolsterte Weste, die subarmalis. Die Fransen aus Leder an den Schultern und am unteren Rand kann man gut erkennen. Über der subarmalis trug der Soldat die Rüstung, die Iorica. Meistens war das ein Kettenhemd aus vielen Tausend kleinen Eisenringen. Die Schultern waren mit einer zweiten Lage extra verstärkt. So ein Kettenhemd konnte schnell acht Kilogramm und mehr wiegen. Damit die Rüstung am Hals nicht scheuerte, haben sich die Soldaten ein Tuch um den Hals gelegt, das focale.“

„Was waren das eigentlich für komische Bänder vorne am Gürtel der römischen Soldaten?“, fragt Klaus nach. „Du meinst die pteryges am cingulum militare?“, fragt Nicki zurück. „Ich verstehe nur Bahnhof“, sagt Klaus. Nicki erklärt ihm, was er mit diesen lateinischen Wörtern meint: „In der Forschung wird überlegt, ob diese Gürtelbänder, die pteryges, den Unterleib der Soldaten schützen sollten. Besonders wirksam war das aber sicher nicht. Übrigens durften nur Angehörige der Armee solch einen Gürtel mit seinen vielen Metallverzierungen tragen.“

„Womit haben sich römische Soldaten denn noch geschützt?“, will Klaus weiter wissen. „Mit einem Helm, den nannten sie cassis oder auch galea“, fährt Nicki fort. „Zur Zeit des Augustus, zu Beginn des 1. Jahrhunderts nach Christus, war der noch aus Bronze, mit einem hoch angesetzten und recht kleinen Nackenschirm. Der wurde aber dann nach und nach durch Helme aus Eisen ersetzt. Der Nackenschirm wanderte immer weiter nach unten und wurde dabei immer größer. Gleichzeitig wurden auch die Wangenklappen immer größer, bis sie das Gesicht des Soldaten vollständig umschlossen“, glänzt Nicki mit seinem Wissen.

„Haben eigentlich alle römischen Soldaten so einen großen, rechteckigen Schild getragen?“, will Nina wissen. „Nein“, antwortet Nicki. „Den gewölbten scutum haben nur die Legionäre getragen. Zur Zeit des Augustus war der noch oval. Später wurde er aber durch die rechteckige Form abgelöst. Der Schild bestand aus Sperrholz mit einem Überzug aus Leinenstoff oder Leder. Der Rand war mit Bronze verstärkt. Zum Schutz der Hand war in der Mitte über dem Loch mit dem Griff der Schildbuckel angebracht. So ein Schild wog neun Kilogramm.“ Klaus kratzt sich an seinem Glatzkopf und denkt laut nach: „Das ist so viel wie neun Packungen Zucker!“

„Und welche Waffen haben die Legionäre getragen?“, will Klaus dann wissen. Nicki erklärt: „Die Hauptangriffswaffe war der Wurfspeer, das pilum. Das war eine sehr schlaue Konstruktion. Die lange Eisenspitze war nämlich nur ganz vorne gehärtet. Der Rest war aus recht weichem Eisen. Das hat sich verbogen, wenn die Waffe auf die Schilde der Gegner traf. Das pilum konnte dann nicht mehr herausgezogen werden.“

„Ja, und?“, macht Klaus ein fragendes Gesicht. „Na, mit einem pilum am Schild kannst du nicht mehr gut weiterkämpfen. Je nachdem musst du sogar den Schild fallen lassen und ohne Deckung kämpfen“, erklärt Nicki. „Für den Nahkampf hatten die Legionäre den gladius. Das ist ein kurzes Schwert und war für den Stoß gedacht, durch die Lücken zwischen den Schilden hindurch. Für einen weit ausholenden Schlag war in der engen Formation der Legionäre kein Platz. Am Gürtel war dann noch der sogenannte pugio befestigt, ein Dolch.“ Klaus schaut sich seine Hose an und seufzt erleichtert. „Ich trage in meiner Hosentasche nur ein paar Bonbons mit!“

Der Blick vom Eingang des Legionslagers Novaesium über die Hauptstraße in Richtung praetorium.

Das Legionslager Novaesium

Das Legionslager Novaesium entstand nach einer Reihe von Vorgängerlagern in den 30er-Jahren des 1. Jahrhunderts nach Christus. Es hatte, wie andere Lager auch, zunächst eine Holz-Erde-Mauer und Gebäude aus Fachwerk. Um das Jahr 43 begann die legio XVI Gallica mit dem Ausbau in Stein. Die 16. Legion gab das Lager während eines Aufstands der Bataver kampflos auf und übergab es an die Aufständischen. Die Legion wurde nach dieser Niederlage aufgelöst. Als Ersatz wurde die legio VI Victrix aus Spanien nach Neuss verlegt. Sie baute das Lager weiter aus. Im Jahr 103 wurde die legio VI Victrix aus Neuss abgezogen. Danach stand das Lager leer. Erst etwa 100 Jahre später wurde auf dem Gelände ein neues, kleineres Kastell für eine ala der römischen Reiterei errichtet.

Neuss-Reckberg

Die wissbegierigen Freunde machen heute eine kleine Wanderung. Sie reisen in die Vergangenheit, zu den Römern in Neuss-Reckberg. Denn dort steht ein Wachtturm, der auch heute noch beeindruckt.

Ständig auf der Hut: Das Kleinkastell und der Wachtturm

„Schaut mal, hier ist ja ein richtiges römisches Gebäude zu sehen!“, ruft Nicki Nuss seinen Freunden Nina und Klaus zu. Das Trio ist auf der Straße „Am Reckberg“ östlich von Neuss unterwegs. „Aber Nicki, dann wäre der Turm ja fast 2 000 Jahre alt“, gibt Nina ihrem Freund zu bedenken.

„Das ist doch bestimmt ein Nachbau!“, kommentiert Klaus. „Stimmt“, bestätigt Nina. „Wie alle Nachbauten von römischen Wachttürmen sieht dieser aus wie eine Darstellung auf einer Siegessäule, die für Kaiser Trajan in Rom gebaut wurde, die nennt man Trajanssäule. Da man auch hier nur die Grundmauern ausgegraben hat, weiß man nicht, wie viele Etagen der Turm hatte, wie hoch er war oder ob er tatsächlich einen umlaufenden Wehrgang hatte“, erklärt Nina und zuckt mit den Schultern.

„Wann haben die Römer den Turm gebaut?“, will Klaus wissen. „Irgendwann im letzten Viertel des 1. Jahrhunderts nach Christus“, weiß Nina. „Das würde zumindest ganz gut zu Wahrscheinlich hat der Turm dann etwa 100 Jahre lang gestanden, bis in die erste Hälfte des 3. Jahrhunderts.“ Nicki unterbricht seine Freundin: „Zu dieser Zeit haben doch die Germanen und Römer gegeneinander gekämpft“, fällt dem Eichhörnchen ein. „Da könnte der Turm dann zerstört worden sein.“ „Ein paar hundert Meter von hier, ebenfalls direkt an der Straße, gibt
es übrigens noch mehr römische Reste“, erzählt Nina weiter. „Dort hatten die Römer ein schon fast winziges Kastell gebaut.“

„Ist das Kastell genauso alt wie der Wachtturm?“, fragt Klaus. „Ja, wahrscheinlich“, antwortet Nina. „Zuerst haben die Römer auch hier ein Lager mit einer Holz-Erde-Mauer gebaut. Das war sogar ein kleines bisschen größer als das Kastell aus Stein, das sie dann später errichtet haben. Wie beinahe um jedes ihrer Lager haben die Römer auch hier einen doppelten Graben gezogen.“

Der Wachtturm hatte einen Grundriss von ungefähr fünf mal fünf Metern und war auf einen Steinsockel aufgesetzt. Er war wohl von einer Palisade und einem Spitzgraben umgeben.

„Warum haben die Römer eigentlich ausgerechnet hier ein so kleines Lager und einen Wachtturm gebaut?“, erkundigt sich Nicki Nuss. „Wahrscheinlich, weil es ganz in der Nähe eine flache Stelle im Rhein gab – eine Furt, an der man den Fluss auch ohne Brücke überqueren konnte“, antwortet Nina. „Solche Stellen mussten natürlich überwacht werden. Tatsächlich konnte man vom Turm aus weit in das Land der Germanen sehen. Im Falle eines Angriffs konnte die Wachmannschaft dann rechtzeitig die Besatzungen der Kastelle in Neuss und Dormagen alarmieren.“

„Und wie das meistens so ist, wenn man Handelswaren über eine Grenze bringt, mussten sie dann Zoll bezahlen“, fällt Klaus ein. „Ja, genau“, bestätigt Nina. „Die Furt war ein guter Handelsplatz. Genau deshalb gab es auf der anderen Straßenseite, gegenüber vom Wachtturm, ein kleines Dorf. Da konnten die Germanen ihre Pelze und ihren Bernstein gleich gegen schöne Tontöpfe und Gläser eintauschen.“

„Und gegen römische Waffen!“, ruft Nicki dazwischen. „Ja, und gegen Waffen“, bestätigt Nina. „Denn obwohl den meisten Römern vollkommen klar war, wozu germanische Krieger die Waffen brauchten, haben manche von ihnen damit trotzdem Geld verdienen wollen.“

Blau: römischer Rhein; orangefarbene Linie: Straße (teilweise rekonstruiert); grün: Siedlung; rot: Gräberfeld orange: Militäranlagen

Die Lage des Kleinkastells, des Wachtturms, des Dorfes und der Friedhöfe am Reckberg. Die Grundfläche des Wachtturms ist in diesem Bild für eine bessere Erkennbarkeit vergrößert dargestellt.

Schon gewusst?

Die heutige Straße „Am Reckberg“ verläuft tatsächlich genau da, wo auch die Römerstraße zwischen den Lagern Novaesium und Durnomagus verlief. Reiter waren schnell unterwegs. Außerdem haben nicht nur plündernde Germanenhorden den Rhein überquert. Viele Germanen kamen auch, um friedlich Handel zu treiben. Auch viele Römer sind genau deswegen in die Germania magna gegangen.

Alpen-Drüpt

In Alpen steht das Trio verdutzt vor einem Acker und erfährt dann, warum dieser Ort so spannend ist.

Auf den Spuren der spätrömischen Armee

„Sagt mal, seht ihr hier irgendwas von den Römern?“, fragt Nicki Nuss seine Freunde Nina und Klaus. „Nö“, antworten die beiden wie aus einem Munde. Die drei stehen in Alpen, im Ortsteil Drüpt, vor einem Acker. „Aber hier sollen doch die Reste von gleich vier römischen Lagern sein“, meint Nicki. „Sind sie ja auch“, erklärt Nina geheimnisvoll. „Aber unter der Erde. Die wurden nämlich nicht ausgegraben, sondern durch Luftbilder und spezielle Untersuchungen entdeckt. Auf der Karte könnt ihr sehen, was die Archäologen und Archäologinnen erforscht haben.“

„Sind es die Objekte, die mit A bis D eingetragen sind?“, fragt Klaus. „Ja genau, ganz im Süden liegen die Reste eines Auxiliar-Kastells. Der Größe nach könnte hier eine sogenannte cohors milliaria equitata gelegen haben. Die principia, das praetorium und einen langen, schmalen Speicherbau, ein horreum, konnten die Archäologinnen und Archäologen eindeutig identifizieren. Auch das Gebäude direkt nördlich des Lagers gehört dazu“, erläutert Nina. „Ja, das kann man auf der Karte alles gut erkennen“, bestätigt Nicki kopfnickend.

Auf dieser Karte sieht man die Grundrisse der römischen Lager, welche die Archäologinnen und Archäologen entdeckt haben.
Auf dieser Karte sieht man die Grundrisse der römischen Lager, welche die Archäologinnen und Archäologen entdeckt haben.
Die Infanterie der comitatenses ähnelte der traditionellen schweren Legionsinfanterie, bewaffnet mit Speer und Schwert, geschützt durch Kettenpanzer, Schild und Helm.
Die Infanterie der comitatenses ähnelte der traditionellen schweren Legionsinfanterie, bewaffnet mit Speer und Schwert, geschützt durch Kettenpanzer, Schild und Helm.

„Kommen nur mir die Lager B und C so groß vor?“, fragt Klaus. „Ja, für Marschlager sind die beiden wirklich groß“, stimmt Nina zu. „Wieso Marschlager?“, will Klaus es ganz genau wissen. „Es sind innerhalb von Wall und Graben keine festen Gebäude gefunden worden. In den Lagern haben nur Zelte gestanden“, erklärt Nina.

„Aus welcher Zeit stammen die Lager?“, fragt Klaus nach. „Das weiß kein Mensch so genau, weil dort bei Ausgrabungen keine Funde zutage kamen“, entgegnet Nina. „Zumindest die Lager B und C können aber nicht gleichzeitig gestanden haben“, resümiert Nina. „Klar, die Grundrisse überlagern sich ja“, erkennt Nicki. „Das einzige Lager, das man zeitlich etwas besser einordnen kann, ist das Lager D“, erzählt Nina weiter. „Das stammt aus der Spätantike, also aus dem 4. oder 5. Jahrhundert.“

„Wie sah die römische Armee in der Spätantike eigentlich aus?“, will Nicki wissen. „Die neue Armeestruktur begründete sich auf den vexillationes“, erzählt Nina. „Das waren im 2. und 3. Jahrhundert aus den Legionen abkommandierte und zu zeitlich begrenzten Einsätzen neu zusammengestellte Truppenteile. Daraus entstanden sowohl die limitanei als auch die comitatenses.“

„Von den limitanei und den comitatenses haben wir schon mal was gelesen“, erinnert sich Nicki Nuss. „Die limitanei, das waren die auf etwa 1 000 Mann verkleinerten Legionen. Ungefähr 60 gab es davon verteilt im Römischen Reich.“

„Ja, genau, das hast du dir gut gemerkt“, bestätigt Nina und fährt fort: „Die neue Verteidigungsstrategie sah vor, dass die limitanei am Limes für Ruhe und Ordnung sorgen und kleinere Überfälle abwehren sollten. Bei einem größeren Einbruch sollten sie zusammen mit den comitatenses den Feind vernichten oder vertreiben. Ursprünglich hatte Kaiser Constantinus die comitatenses aus einer Mischung aus vexillationes der Legionstruppen und den Reiterkohorten der Auxiliare gebildet. Jetzt aber hatten die Reiter einen höheren Status als die Fußsoldaten. Insgesamt waren die comitatenses höher angesehen als die limitanei.“

Mohnheim–Haus Bürgel

Heute erkundet Nicki Nuss mit seinen Freunden das Haus Bürgel. Dort stand früher ein kleines römisches Kastell. Man kann heute noch sehen, wie die Soldaten (und wahrscheinlich ihre Familien) dort gewohnt, Gemüse angebaut und Brot gebacken haben.

Soldaten oder Bauern?

„Sag mal, Nina, das ist doch hier ein großer Bauernhof und kein Römerlager“, stellt Nicki erstaunt fest. Die Freunde stehen vor Haus Bürgel in Monheim am Rhein. „Du hast schon recht“, bestätigt Nina. „Heute ist das hier ein großer Bauernhof, auf dem Kaltblutpferde gezüchtet werden.

Im Mittelalter war das ein befestigter Gutshof. Im Kern stecken hier immer noch die Mauern eines römischen Kastells drin. Die Mauern waren so dick und fest, dass sie immer weiter benutzt wurden. Die heutigen Ausmaße von Haus Bürgel entsprechen noch etwa denen des Kastells. Bis zu einer Höhe von vier Metern ist der antike Mauerkern an zahlreichen Stellen erhalten. Doch der größte Teil der römischen Anlage liegt als Fundamentrest unter der Erde verborgen“, erzählt Nina. „Wie groß war denn das Kastell ungefähr?“, quakt Klaus dazwischen.

„Haus Bürgel war viel kleiner als andere Kastelle. Es maß nur ungefähr 64 mal
64 Meter“, berichtet Nina. „Es ist im 4. Jahrhundert entstanden. Eine unruhige und gefährliche Zeit damals. Die Germanen bedrohten das Römische Reich. Der römische Kaiser Constantinus ließ deshalb während seiner Regierungszeit von 306 bis 337 nach Christus längs des Rheins eine Reihe von steinernen Kastellen errichten. Forscherinnen und Forscher gehen davon aus, dass das Kastell Haus Bürgel dazugehörte“, weiß Nina zu berichten.

„Wenn das Kastell so klein war, dann waren hier ja nur ganz wenige Soldaten stationiert?“, fragt Nicki Nuss. „Stimmt, hier waren nur ungefähr 150 Soldaten untergebracht“, bestätigt Nina. „Also zwei Zenturien“, wirft Klaus stolz ein. „Genau. Und anders als in größeren Lagern, eins davon war zum Beispiel im Kölner Stadtteil Deutz, dürften hier in Monheim keine Legionäre gelebt haben, sondern Föderaten“, fährt Nina fort.

Einer der Besucherführer im Römermuseum Haus Bürgel in der Kleidung und Bewaffnung eines elbgermanischen Föderaten des 4. Jahrhunderts.

„Was sind denn Föderaten?“, will Nicki wissen. Nina kann antworten: „Wörtlich heißt das ‚Vertragspartner‘. Das waren Krieger, die keine Römer, sondern häufig Germanen waren und trotzdem für die Römer kämpften.“

„Was hatten die Föderaten denn von ihrem Vertrag mit Rom?“, will Nicki Nuss wissen. Nina weiß natürlich wieder die Antwort: „Als Gegenleistung bekamen sie Versorgungsgüter – also Essen, Kleidung, Waffen und oft auch Land im Römischen Reich – zugewiesen, auf dem sie wohnen und Gemüse und Getreide anbauen konnten.“

„Waren die Soldaten etwa gleichzeitig auch Bauern?“, will Nicki Nuss wissen. „Ja, sie haben sich selbst versorgt“, kann Nina bestätigen.

„Ihr Brot haben die Soldaten auch selbst gebacken“, wirft Klaus ein. „Woher weißt du das?“, fragt Nicki erstaunt. „Da drüben steht ein römischer Backofen!“, ruft Klaus und hüpft in den Innenhof. „Und schaut mal, hier auf dem Ziegel im Ofen sind die Pfotenabdrücke einer Katze!“ „Und nebenan sind die Abdrücke eines Soldatenschuhs, mit ganz vielen Nägeln drunter“, ergänzt Nicki. „Stimmt alles“, meint Nina. „So kann man sich einen römischen Backofen wie diesen Nachbau vorstellen. Diesen haben Archäologinnen und Archäologen hier aber nicht ausgegraben.“

Das Modell des spätantiken Kastells Haus Bürgel im Eingangsbereich des Museums

Haus Bürgel

Bis zum Jahr 1374 lag das Haus Bürgel auf der linken Rheinseite. Bei einem Hochwasser hat der Fluss eine seiner vielen Schleifen abgeschnitten. Auf der Karte kann man den alten Rheinverlauf sogar noch gut erkennen. Wo es so schön grün ist, floss der Rhein früher entlang. Heute nennt man diesen grünen Teil Urdenbacher Kämpe und Urdenbacher Altrhein.

Informationen zum Haus Bürgel, zu den Öffnungszeiten und den Entdeckungsmöglichkeiten findest du auf www.haus-buergel.de.

Soldaten oder Bauern? Beides!

Die römischen Soldaten der Spätantike mussten sich auch als Landwirte betätigen. Die Truppen verfügten über eigenes Nutzland. Hier konnten Soldaten Getreide und Gemüse anbauen und Tiere halten. Außerhalb des Lagers konnten Archäologen und Archäologinnen eine Getreidedarre ausgraben. In einer Darre kann Getreide haltbar gemacht werden. Der Standort des Gebäudes wird am archäologischen Außenpfad mit einer Schautafel markiert.

Nahrungsmittel wie Salz, Olivenöl und Wein mussten für das Lager von weit her importiert werden. Ein Garten am archäologischen Außenpfad von Haus Bürgel zeigt die Nutzpflanzen, die in römischer und germanischer Zeit, im Mittelalter und in der Neuzeit verwendet wurden und werden.

Der Nutzgarten auf der Südseite des archäoloigschen Außenpfades

Köln-Deutz

Ganz schön aufgeregt ist das Trio in Köln-Deutz unterwegs. Im Straßenpflaster entdecken Nicki Nuss und Klaus dunkle Streifen und sind dann erstaunt, als Nina ihnen erklärt, was sie bedeuten.

Der Brückenkopf gegen die Franken: Das Kastell Divitia

„Du, Nina, warum heißt das hier eigentlich die ‚schäl Sick‘?“, fragt Nicki Nuss. Nina, Klaus und das Eichhörnchen sind mit der Kölner Straßenbahn auf die rechte Rheinseite gefahren. „Das weiß niemand so ganz genau“, gibt Nina offen zu. „Eine mögliche Erklärung ist, dass im Römischen Reich seit dem 4. Jahrhundert die meisten Menschen Christen geworden waren. Die Germanen auf der rechten Rheinseite glaubten aber noch an ihre vielen alten Götter. Der höchste germanische Gott war der einäugige, also ‚schäle‘ Gott Wotan. Und so wurde die Rheinseite, auf der man an den ‚schälen‘ Wotan glaubte, die ‚schäl Sick‘.“

„Und warum haben die Römer ausgerechnet hier in Deutz das Kastell Divitia gebaut?“, fragt Nicki und läuft mit seinen Freunden von der Haltestelle „Deutzer Freiheit“ in Richtung Kennedyplatz. „Na ja, die Römer waren ganz schön misstrauisch gegenüber den Germanen“, erwidert Nina. „Immerhin hatten germanische Plünderer das Römische Reich seit der Mitte des 3. Jahrhunderts immer wieder heimgesucht. Kaiser Constantinus ließ dann in Köln irgendwann zwischen den Jahren 307 und 315 eine Brücke über den Rhein bauen. Auf der germanischen Seite ließ er zur Sicherung der Brücke ein Kastell errichten.“

So könnte die römische Brücke über den Rhein einmal ausgesehen haben.

„Aber warum haben die Römer dann überhaupt eine Brücke gebaut, wenn sie so viel Angst vor den Germanen hatten?“, will Klaus wissen. „Weil sie den Germanen – und vielleicht auch ein bisschen sich selbst – demonstrieren wollten, dass sie keine Angst vor ihnen hatten“, erklärt Nina. „Hihi, auf ein Kastell zur Sicherung der Brücke wollten sie dann aber doch nicht verzichten“, spöttelt Klaus ein wenig.

„Das Kastell ist viel jünger als die übrigen, die man sonst entlang des Limes gefunden hat. Die meisten sind in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts entstanden. Das Kastell in Deutz aber wurde erst im Jahr 315 fertiggestellt“, erzählt Nina. „Als die Römer ihre Beamten aus Köln abzogen, wurde auch das Kastell Deutz verlassen. Danach wurde es von den neuen fränkischen Herren übernommen und als Königsburg genutzt.“

„Schaut mal“, ruft Nicki. „Hier stehen wir ja schon direkt vor dem östlichen Kastelltor.“ „Stimmt“, bestätigt Nina. „Hier musste jeder durch, der von der germanischen Seite aus über die Brücke nach Köln wollte. Das ging nur durch das Kastell. Im Straßenpflaster könnt ihr die Grundrisse der Baracken als dunkle Streifen noch erkennen.“

„Und warum sind da drüben vor der Kirche noch ein paar dunkle Quadrate im Pflaster?“, will Klaus wissen. Er hüpft auf einen der Blumenkästen, die auf einigen der Quadrate aufgestellt sind. „Das waren mal Säulengänge an den Baracken in der Kastellmitte. Und das sind die Stützpfeiler davon“, erklärt Nina. „Die Säulengänge haben einen kleinen Platz umrahmt.“

„Was! Wir stehen hier schon in der Mitte des Kastells?“, fragt Klaus. „In Bonn sind wir eine halbe Ewigkeit gelaufen, bis wir um das Lager herum waren.“ „Hier war keine große Legion mehr stationiert“, erklärt Nicki. „Im 4. Jahrhundert war eine Legion der Grenztruppen, der sogenannten limitanei, nur noch ungefähr 1 000 Mann stark.“

Klaus hört gar nicht mehr richtig zu. Er ist nämlich schon ein bisschen weitergehüpft. „Kommt mal her!“, ruft er, „hier gibt es noch mehr! Hier kann man die Grundrisse der Kastellmauer und von zwei Türmen in der Wiese sehen!“ „Das war die Nordmauer mit dem mittleren und den beiden westlichen Türmen“, ergänzt Nina.

„Aber ich sehe doch nur die Grundrisse von zwei Türmen“, beschwert sich Klaus. „Schau mal dort drüben, an der Treppe am Rheinufer“, erwidert Nina. „Seht ihr die halbrunde Aussichtsplattform? Darunter ist der Rest des nordwestlichen Eckturms.“ „Oh, so eine schöne Aussicht!“, rufen Nicki und Klaus fast gleichzeitig – und brechen dann in wildes Gelächter aus. „Ja kommt, lasst uns ein bisschen die Sonne genießen.“ Nina kann nur den Kopf schütteln über so viel Albernheit.

Die rekonstruierten Mauern des Osttores des Kastells Divitia

Wenn schon ein Kastell, dann beeindruckend!

Der Grundriss des Kastells war quadratisch mit 141 Metern Seitenlänge. 14 runde Türme unterbrachen diese Mauer. Auf ihnen waren Plattformen für Wurfmaschinen. Im Westen und Osten des Kastells befanden sich massive Tore. Sie bestanden aus je zwei Doppeltürmen mit hufeisenförmigem Grundriss. Im Kastell standen 16 Baracken, mit den Schmalseiten auf die von West nach Ost verlaufende via praetoria ausgerichtet, die größte Straße im Lager. Die Soldaten lebten in zwölf dieser Bauten, pro Baracke eine Zenturie oder Einheit. Außerdem gab es Werkstätten und in einer Baracke ein Bad. In den vier Bauten in der Mitte des Kastells waren die Kommandantur, der Stab, die Verwaltung und die Offiziere untergebracht. Die Straßen waren mit einer dünnen Schicht Kies befestigt. Unter den Straßen lag das Entwässerungsnetz aus Holzkanälen. Vor der Kastellmauer befand sich ein 30 Meter breiter Freiraum, umgeben von mindestens einem Wehrgraben.

Xanten-Fürstenberg

Am Fürstenberg bei Xanten haben Nicki Nuss und Klaus so viele Fragen, dass Nina gar nicht mehr aufhören kann zu erzählen. Unter anderem geht es darum, was Soldaten hier einst den ganzen Tag gemacht haben. Und das ist ziemlich spannend.

Arbeiten, baden, spielen: Der Alltag der Soldaten im Lager Vetera I

„Du, Nina, wo sind wir denn hier?“, will Nicki Nuss wissen. „Wir sind am Fürstenberg bei Xanten, einem der wichtigsten Orte am Niedergermanischen Limes“, erklärt Nina. „Denn an dieser Stelle befand sich das größte Legionslager der Römer am Rhein. In diesem Lager waren gleich zwei Legionen und ihre Hilfstruppen untergebracht, mehr als 11 000 Mann. Einige Jahre später haben die Römer nur zwei Kilometer von hier eine große Stadt gebaut, die Colonia Ulpia Traiana.“

„Moment mal, aber wir stehen doch hier vor den Resten eines Amphitheaters. So steht es zumindest hier auf dem Schild“, kichert Klaus. „Stimmt“, bestätigt Nina, „aber das gehört zum Legionslager. Es ist eines der am besten erhaltenen Amphitheater nördlich der Alpen und diente zur Unterhaltung der Soldaten. Hier fanden Tierhetzen und Gladiatorenkämpfe statt. Beim Volk, und damit auch bei den Soldaten, waren diese Spiele so beliebt, dass zu jedem Legionslager auch ein Amphitheater gehörte.“

Modell der principia des Lagers Vetera I
Modell der principia des Lagers Vetera I

„Du, Nina, wo sind wir denn hier?“, will Nicki Nuss wissen. „Wir sind am Fürstenberg bei Xanten, einem der wichtigsten Orte am Niedergermanischen Limes“, erklärt Nina. „Denn an dieser Stelle befand sich das größte Legionslager der Römer am Rhein. In diesem Lager waren gleich zwei Legionen und ihre Hilfstruppen untergebracht, mehr als 11 000 Mann. Einige Jahre später haben die Römer nur zwei Kilometer von hier eine große Stadt gebaut, die Colonia Ulpia Traiana.“

„Moment mal, aber wir stehen doch hier vor den Resten eines Amphitheaters. So steht es zumindest hier auf dem Schild“, kichert Klaus. „Stimmt“, bestätigt Nina, „aber das gehört zum Legionslager. Es ist eines der am besten erhaltenen Amphitheater nördlich der Alpen und diente zur Unterhaltung der Soldaten. Hier fanden Tierhetzen und Gladiatorenkämpfe statt. Beim Volk, und damit auch bei den Soldaten, waren diese Spiele so beliebt, dass zu jedem Legionslager auch ein Amphitheater gehörte.“

Das Lager Vetera I mit seiner Lagervorstadt
Das Lager Vetera I mit seiner Lagervorstadt

„Und wo war denn jetzt das Legionslager?“, fragt Nicki weiter. „Direkt nebenan, da, wo jetzt die großen Felder sind. Das Amphitheater lag nämlich genau vor der südlichen Mauer des Lagers“, erklärt Nina. „Eigentlich sind es sogar mehrere Lager nacheinander. Ein älteres Lager stammt aus der Zeit um das Jahr 10 nach Christus.“ „Haben das die Soldaten gebaut?“, fragt Nicki nachdenklich. „Genau. Ganz konkret waren es die Legionen, die nach der sogenannten Varusschlacht kamen“, bestätigt Nina. „Das Lager hatte zuerst noch eine Holz-Erde-Mauer und war noch nicht vollkommen rechteckig. Um das Jahr 60 nach Christus herum ließ Kaiser Nero das Lager einplanieren und ein neues rechteckiges Lager bauen. So prachtvoll war kein anderes Lager in Niedergermanien ausgestattet. Besonders beeindruckend müssen die principia, das Stabsgebäude, gewesen sein. Lange hat das Lager aber nicht bestanden.“

„Oje, was ist denn passiert?“, will Klaus wissen. „Der Aufstand der Bataver ist passiert“, antwortet Nina. „Während dieses Aufstandes ist das Lager im Jahr 70 nach Christus völlig zerstört worden. Die Römer haben dann noch einmal
ein neues Lager gebaut, knapp zwei Kilometer weiter weg.“

„Was haben die Soldaten eigentlich den ganzen Tag gemacht?“, meldet sich Nicki zu Wort. „Gearbeitet, was sonst?“, witzelt Nina. „Die einfachen Soldaten haben sicherlich viel mit ihren Waffen trainiert. Dafür gab es östlich des Lagers zwei Übungsplätze. Hier haben die Soldaten geübt, sich in enger Gefechtsformation zu bewegen und in der Gruppe oder einzeln zu kämpfen. Hier war auch genug Platz, um den Wurf des pilums, das ist ein römischer Wurfspeer, zu trainieren.“

Klaus macht ein mitleidvolles Gesicht. „Das war bestimmt sehr anstrengend“, sagt der Frosch. „Oh ja, ganz sicher“, bestätigt Nina, „vor allem, weil die Übungswaffen aus Holz fast doppelt so schwer waren wie die echten Waffen. Wer damit ausreichend geübt hatte, machte in der Schlacht ganz sicher nicht schlapp.“

„Und in diesen tollen principia, da waren doch auch ganz viele Büros eingerichtet“, fällt Nicki gerade ein. „Wer hat denn da gearbeitet? Auch Soldaten?“ „Ja“, antwortet Nina, „die nannte man immunes. Das waren Spezialisten, die vom normalen Dienst in der Kaserne befreit waren. Neben den Soldaten in der Verwaltung waren das auch Handwerker, die die Ausrüstung und die Gebäude in Schuss hielten.“

„Und das alles von frühmorgens bis spätabends?“, will Nicki wissen. „Das hält doch kein Mensch aus.“ „Hätten die römischen Soldaten auch nicht“, beschwichtigt Nina. „Nach ihrem Abendessen hatten die Soldaten Freizeit. Manche Männer gingen dann in die Thermen, also in die Badeanstalt, um sich den Schweiß abzuwaschen und sich die verspannten Muskeln massieren zu lassen. Solch ein Badehaus gab es an jedem römischen Militärstandort – entweder im Lager oder davor. Auf dem Bild vom Xantener Lager könnt ihr ein Badehaus östlich des Lagers und südlich der Exerzierplätze erkennen.“ „Oh, Entspannung im Wasser, das finde ich gut“, freut sich Klaus. „Das glauben wir sofort,
du Wasserfrosch!“, rufen Nicki und  Nina gleichzeitig.

„Und was konnten die Soldaten in ihrer Freizeit alles tun?“, fragt Nicki. „Manche Soldaten haben ihre Familien besucht“, antwortet Nina. „Während ihrer Dienstzeit durften römische Soldaten zwar nicht heiraten. Einige haben aber trotzdem eine Familie gegründet. Die Familien wohnten in der Lagervorstadt.“ „Oh, dann haben die Soldaten bestimmt auch mit ihren Kindern gespielt“, freut sich Nicki. „Mit Sicherheit. Aber nicht nur mit ihren Kindern“, macht es Nina spannend.

Hier findet ihr die Infotafeln zum Legionslager

Wenn man auf der Bundesstraße 57 von Süden in Richtung Xanten fährt, liegt das Amphitheater links der Straße, an der Ecke Heesweg/Römerstraße. Folgt man dem Heesweg nach Westen, erreicht man den Veener Weg, der westlich des Lagers nach Norden führt. Es gibt mehrere Standorte für Tafeln mit unterschiedlichen Informationsebenen: am Dorfplatz Birten, am Amphitheater und oben auf dem Kamm des Fürstenberges.

Köln-Praetorium

In Köln erfährt das neugierige Trio, was ein Statthalter ist und welche Aufgaben er damals hatte. Nämlich eine ganze Menge!

Das praetorium

„Du, Nina, warum stehen wir hier vor einer Baustelle?“, will Klaus wissen. Nicki Nuss, Nina und Klaus sind nach Köln gefahren und stehen tatsächlich vor einem Bauzaun. „Hier entsteht das MiQua, das Jüdische Museum inmitten von Köln. Hier hat man auch ganz viele römische Ruinen gefunden. Deswegen nennt man diesen Teil von Köln auch archäologisches Quartier“, weiß Nina. „Das Museum wird genau da gebaut, wo in römischer Zeit das praetorium stand.“ Nicki runzelt die Stirn und unterbricht Nina: „Was ist ein praetorium?“ „Ein Palast! Er war zuerst das Hauptquartier des niedergermanischen Heeres. Ab dem späten 1. Jahrhundert nach Christus diente er dann als Sitz des Statthalters der Provinz Niedergermanien.“

„Was ist denn ein Statthalter?“, fragt Klaus. „Der Statthalter war der Stellvertreter des Kaisers“, weiß Nina. „Und so ein wichtiger Mann saß hier in Köln?“, fragt Nicki Nuss erstaunt. „Ja“, antwortet Nina. „In jeder römischen Provinz gab es solche Statthalter. Sie nahmen im Namen des Kaisers militärische und andere organisatorische Aufgaben wahr. Die Statthalter wohnten in der Hauptstadt der jeweiligen Provinz. Und für Niedergermanien war das Köln. Sie waren sozusagen die Bürgermeister der stationierten Truppen entlang des Rheins und höchste Richter. Ihre wichtigste Aufgabe: Sie sollten die römische Ordnung in der Provinz bewahren.“

„Oh, das war aber dann eine Menge Arbeit“, wirft Klaus ein. „Auf jeden Fall! Denn Niedergermanien, die Region rund um Köln, war eine Grenzprovinz. Die Statthalter mussten also die Grenze sichern“, erzählt Nina. „Mit der Macht über Legionen und über die Flotte hatte der Statthalter eine große Verantwortung. Außerdem musste er sich um den Ausbau der Wirtschaft und der Straßen kümmern.“

„Aber das hat er doch sicher nicht alles alleine geschafft“, meldet sich Nicki Nuss zu Wort. „Natürlich nicht“, bestätigt Nina. „Ihm halfen ein ganzer Führungsstab und mehrere Hundert Leute an Personal. Dazu gehörten die Benefizier – das waren ihm direkt unterstellte Soldaten –, seine Leibgarde, die ihn beschützte, seine Schreiber, Rechtsgelehrte und weitere Bedienstete.“

„Wo kamen denn all diese Leute her?“, fragt Klaus. „Die meisten Leute aus dem sogenannten officium waren Soldaten der Provinz“, antwortet Nina. „Fast alle wohnten direkt vor Ort. Deshalb mussten eine Menge Leute im praetorium untergebracht werden. Neben den Büros und Schreibstuben gab es daher auch viele Wohnungen und Gemeinschaftsunterkünfte. Das praetorium hatte sogar eigene Thermen.“ „Stimmt ja“, meint Nicki. „Die Römer haben ja mindestens genauso gerne gebadet wie Klaus!“

Römische Statthalter

Statthalter konnten in der frühen und mittleren Kaiserzeit nur Mitglieder des stadtrömischen Senats werden. Die Statthalter konnten jederzeit wieder vom Kaiser abberufen werden. Nach zwei bis drei Jahren kehrten sie nach Rom zurück. Für die Dauer ihrer Amtszeit holten die Statthalter ihre Familien aus Rom an den Rhein.

Für die römische Verwaltung unerlässlich: Wachstäfelchen, Schreibgriffel, Tintenfass und bronzene Schreibfeder aus dem römischen Hafen von Köln.

Achtung, jetzt kommt ein komplizierter Begriff:
Das praetorium der Colonia Claudia Ara Agrippinensium

Das praetorium war das Verwaltungszentrum der römischen Provinz Niedergermanien. Vom Rhein aus gesehen war es das auffälligste Gebäude der Stadt. Im Süden erhoben sich verschiedene Tempelanlagen und Teile des Forums. Im Norden schlossen sich große Stadtvillen an. Es war das größte und ist das am besten erforschte römische Bauwerk entlang des Rheins. Die steinernen Überreste von insgesamt vier nachgewiesenen Bauphasen sind erhalten geblieben.

Das praetorium um 100 nach Christus
Das praetorium etwa 250 Jahre später

Köln-Alteburg

Heute sind Nicki Nuss, Nina und Klaus in Köln-Marienburg unterwegs und erkunden das frühere Gelände des Römerlagers Alteburg. Bei einem Spaziergang lernen sie ganz viel über Schiffe.

Die Sicherung der fließenden Grenze

Von Bonn aus sind Nicki Nuss, Nina und Klaus weiter den Rhein hinab nach Köln in den Stadtteil Marienburg gereist. Auch hier stehen sie direkt am Rhein. An der Haltestelle Bayenthalgürtel machen sie sich auf den Weg, das Viertel zu erkunden.„Hier ist ja schon wieder nichts Römisches zu sehen“, stellt Nicki Nuss fest. „Nicht ganz“, entgegnet Nina. „Hier kann man das Römerlager am Verlauf einiger Straßen erkennen. Rechteckig oder quadratisch war dieses Lager aber nicht – keiner weiß, warum. Das ist ganz untypisch für die Römer.“

„Innendrin war das Lager aber fast genauso aufgeteilt wie in anderen Städten, beispielsweise in Bonn, und wie alle anderen Militärlager der Römer auch“, weiß Nina zu berichten. „Und genau wie in Bonn besaß das Lager hier zuallererst eine Holz-Erde-Mauer. Da war das Lager noch zum Rhein hin offen. Erst als die Soldaten eine Steinmauer gebaut haben, haben sie die Seite am Fluss befestigt. Ein Graben rundherum durfte natürlich nicht fehlen.“

„Dieses Römerkastell war etwas ganz Besonderes“, erzählt Nina weiter. „Hier war der Hauptstützpunkt der römischen Flotte am Rhein. Die Römer nannten sie classis Germanica.“ „Hey, also Leute, die sich auf dem Wasser genauso zu Hause fühlen wie an Land. So wie ich!“, ruft Klaus begeistert. „Na ja, aber anders als du brauchten die Soldaten Schiffe auf dem Wasser“, schmunzelt Nina.

Bau einer Holz-Erde-Mauer Anfang des 1. Jahrhunderts

„Wie viele Schiffe hatten die hier wohl?“, fragt Nicki Nuss. „Die Archäologen und Archäologinnen schätzen, dass hier ungefähr 36 Schiffe stationiert waren. Jedes davon hatte eine Besatzung von 64 Mann.“ „Aber für so viele Schiffe waren hier ja gar nicht genügend Soldaten stationiert!“, wirft Klaus ein. „Das hast du aber schnell ausgerechnet“, lobt Nina. „Es waren aber auch nie alle Schiffe auf dem Wasser. Es mussten ja immer wieder Schiffe repariert werden. Dafür haben die Römer die Schiffe in Schiffshäusern gelagert. Dort konnten sie auch gut repariert werden. Es wird geschätzt, dass es 27 bis 30 Schiffshäuser waren.“

„Und wie haben die Schiffe ausgesehen, mit denen die römischen Soldaten hier auf dem Rhein gefahren sind?“ Nicki will es mal wieder ganz genau wissen. „Die Römer benutzten hier die sogenannte Liburne“, erklärt Nina. „Das ist ein mittelgroßes Kriegsschiff, ungefähr 25 Meter lang, mit zwei Reihen von Ruderern an jeder Seite – das Standard-Kriegsschiff der Römer überhaupt. Die Römer haben diese Schiffe auf ihren Münzen abgebildet. Und ein Römer hat sogar ein Bild eines solchen Schiffes auf eine Tonscherbe gekritzelt“, berichtet Nina. „Oh, ja, das war wohl ein Kind, dessen Papa Matrose auf einem solchen Schiff war“, freut sich Klaus. „Das könnte durchaus sein“, meint Nina.

„Die Schiffe sehen ziemlich schnittig aus“, findet Nicki. „Das waren sie auch“, bestätigt Nina. „Schnell und wendig waren sie. Auf den Schiffen dürften vorne kleine Türme gestanden haben, auf denen Schleudergeschütze installiert waren“, berichtet Nina. „Was haben die Römer denn geschleudert?“, will Klaus wissen. „Im Flottenlager konnten Archäologen und Archäologinnen eine große Menge an Steinkugeln ausgraben. Diese waren aus Tuffgestein und haben als Geschosse gedient“, erklärt Nina.

Kugeln aus Tuffgestein: Sie dienten auf den Schiffen der Rheinflotte als Katapult-Geschosse.

Die Waffen der römischen Soldaten

Die Soldaten der römischen Flotte waren genauso bewaffnet wie die Soldaten der Auxiliar-Kohorten. Zwar hatten römische Kriegsschiffe einen sogenannten Rammsporn, häufig aus Metall, zum Rammen feindlicher Schiffe, die hauptsächliche Taktik der römischen Flotte war aber der Enterkampf.

Die gefundenen Waffen im Flottenkastell Alteburg entsprechen voll und ganz der Bewaffnung römischer Auxiliar-Einheiten (Hilfstruppen).
Gewichte zum Weben aus dem Flottenkastell Alteburg

Werkzeuge der Römer

Im Kastell wurden Nadeln aus Knochen geschnitzt, Leder verarbeitet und Gegenstände aus Buntmetall hergestellt. Besonders fällt die hohe Zahl von schweren Gewichten auf, die man zum Weben benötigt hat – schließlich mussten die Segel vor Ort gepflegt werden. Werkzeuge wie Äxte, Sägeblätter, Meißel, Schaber oder Spaten, Sichel, Gartenmesser sowie Rasensoden-Stecher zeigen uns, dass die Römer damals viel mit Holz- und Schanzarbeiten  beschäftigt waren.

Der Lageplan des Kastells Alteburg

Das Kastellareal befindet sich im Kölner Stadtteil Marienburg nahe des Rheins. Seine ungefähre Lage wird vom Verlauf der Straßen Unter den Ulmen im Westen, Bayenthalgürtel im Norden, An der Alteburger Mühle im Osten und Auf dem Römerberg im Süden umrissen. Wie auch die anderen Lager am Rhein lag die Flottenbasis auf einer erhöhten und hochwassersicheren Terrasse oberhalb des Flusses.